Selbsthypnose lernen (1/3) – Was ist Selbsthypnose

von | 10. November 2023

Lesezeit: 8 Minuten

Kennst du das Gefühl, völlig in einer Aktivität aufzugehen, sodass alles um dich herum zu verschwinden scheint? Oder hast du dich jemals dabei ertappt, wie du in die Ferne starrst, verloren in Gedanken?

In solchen Momenten befindest du dich in einem Zustand ähnlich der Hypnose – einem Phänomen, das uns täglich begegnet, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Diese tranceähnlichen Zustände sind ein natürlicher Teil unseres Lebens, den wir beispielsweise erleben, während wir einschlafen.

Hier enthülle ich dir die Geheimnisse eines erfolgreichen Trancezustands. Tauche ein in die Welt der Selbsthypnose, wo Entspannung, Selbsterkenntnis und Veränderung Hand in Hand gehen.

 

Was ist Selbsthypnose?

Was ist Hypnose und was bedeutet Selbsthypnose?

Selbsthypnose ist eine Form der tiefen Selbstentspannung, bei der man bewusst einen tranceähnlichen Zustand herbeiführt. Dabei tritt das bewusste Denken in den Hintergrund, und es öffnet sich ein Zugang zu unserem Unterbewusstsein.

Dieser Zustand ist keineswegs fremd oder ungewöhnlich. Jeden Abend, kurz vor dem Einschlafen, gleiten wir in eine Phase tiefer Entspannung – ähnlich der, die wir in Hypnose erfahren. Aber auch im Alltag begegnen uns immer wieder Momente der Trance: sei es in intensiver Konzentration oder beim Tagträumen.

Während einer Hypnose bleiben wir beweglich und ansprechbar. Wir behalten also die Kontrolle und können den Zustand jederzeit beenden, wenn wir das möchten.

Bei einer herkömmlichen Hypnose führt ein Hypnotiseur den Klienten in die Trance.

Bei der Selbsthypnose übernimmst du selbst diese Rolle. Du erlernst Methoden, um dich eigenständig in einen Trancezustand zu versetzen, was dir ermöglicht, die vielfältigen Vorteile der Hypnose für deine persönliche Entwicklung zu nutzen.

 

Welche Arten von Hypnose gibt es?

Hypnose ist eine der ältesten psychologischen Heilmethoden und umfasst verschiedene Techniken.

Der Hypnotiseur leitet dabei die Hypnose an und der Hypnotisand geht in den hypnotischen Zustand.

Zunächst gibt es die direkte Hypnose, die sich durch klare suggestive Anweisungen und eindeutige Vorgaben von Seiten des Hypnotiseurs auszeichnet. Diese Anleitungen führen den Hypnotisanden durch visualisierte Szenarien und bewirken körperliche Empfindungen wie Schwere und Wärme oder Muskelreaktionen wie das Anheben eines Arms. Die Ziele und der Prozess der Hypnose werden vorab festgelegt und besprochen.

Einige Menschen entwickeln einen Widerstand gegen direkte psychische Fremdbestimmung und öffnen sich deshalb auch in der Hypnose besser einer Methode wie die indirekte Hypnose, die mehr Wahlfreiheit und Flexibilität bietet. Der Hypnotiseur greift empathisch körperliche Signale, wie den Atemrhythmus, auf und lässt Bedeutungen von Symptomen oder Reaktionen offen, was die Möglichkeit bietet, eigene Lösungen zu finden und Symptome zu lindern. Diese Technik stützt sich auf unbewusste Bewältigungsstrategien und wurde durch Milton Erickson populär.

Es ist essenziell, die therapeutische Hypnose von Showhypnosen zu unterscheiden. Oftmals schüren Bühnenshows Ängste und Vorurteile gegenüber der Hypnose, weshalb es wichtig ist, die Unterschiede klarzustellen und aufzuklären, um Befürchtungen, wie den Verlust der Kontrolle, zu zerstreuen. Eine therapeutische Hypnose sollte immer in einem professionellen Rahmen mit entsprechender Vor- und Nachbereitung stattfinden.

Hypnose kann sowohl im Liegen als auch im Sitzen, einzeln oder in Gruppen, durchgeführt werden.

Optimal ist eine ruhige und visuell dezente Umgebung, die zur Entspannung beiträgt.

 

Ist Hypnose wissenschaftlich belegt?

Hypnose gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Schulmedizin, insbesondere in der Anästhesiologie.

Sie wird erfolgreich bei großen chirurgischen Eingriffen eingesetzt, zum Beispiel bei Hauttransplantationen und zahnmedizinischen Operationen, ohne dass zusätzliche Schmerzmittel erforderlich sind.

Besonders bei Operationen, bei denen der Patient bei Bewusstsein bleiben muss – wie beispielsweise Gehirnoperationen – erweist sich Hypnose als nützliches Werkzeug.

Es ist möglich, das Schmerzempfinden auszuschalten, und oft wird eine beschleunigte Wundheilung beobachtet.

Allerdings ist Hypnose in ihrer Anwendung oft zu aufwändig, um die konventionelle Anästhesie vollständig zu ersetzen.

 

Was passiert im Gehirn während einer Hypnose?

Während einer Hypnose verringert sich die Aktivität in unserem Gehirn, und unsere Gehirnwellen verlangsamen sich.

Dieser Zustand ist eine Art Zwischenstadium zwischen Wachsein und Schlaf. Es ist ein besonderer mentaler Zustand, in dem das Gehirn auf eine besondere Weise arbeitet, die Entspannung und Fokussierung ermöglicht.

Für alle, die tiefer in das Thema eintauchen möchten: In meinem Blogartikel Innere Ruhe: 3 effektive Wege zu mehr Gelassenheit im Alltag erforschen wir, wie sich Ruhe und Gelassenheit im Gehirn manifestieren. Dieser Artikel bietet Einblicke in die Funktionsweise unserer Gehirnwellen und wie sie unsere Wahrnehmung von Ruhe und Entspannung beeinflussen.

 

 

Wer ist für Hypnose geeignet? Oder kann sich jeder hypnotisieren lassen?

Die Fähigkeit, in einen hypnotischen Zustand bewusst einzutreten, variiert von Mensch zu Mensch.

Die Mehrheit der Menschen kann eine mittlere Tiefe der Hypnose erreichen, was für therapeutische Zwecke in der Regel ausreichend ist.

Etwa 20 Prozent der Menschen sind sogar in der Lage, sehr tiefe Hypnosezustände zu erleben.

Interessanterweise gibt es eine kleine Gruppe – ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung – die sich zunächst als resistent gegenüber Hypnose erweist. Bei einigen dieser Personen kann jedoch durch wiederholte Hypnosesitzungen eine erhöhte Empfänglichkeit für den Zustand entwickelt werden.

 

Wann ist Hypnose sinnvoll? Warum solltest du Hypnose machen?

Selbsthypnose kann in vielen Bereichen deines Lebens von großem Nutzen sein. Hier sind einige Gründe, warum du sie ausprobieren solltest:

  • Zur mentalen und körperlichen Entspannung: Hypnose hilft dir, einen Zustand tiefer Ruhe zu erreichen, der sowohl deinen Geist als auch deinen Körper entspannt.
  • Stressabbau und Entschleunigung des Alltags: Durch Hypnose kannst du lernen, Stress besser zu bewältigen und einen ruhigeren, ausgeglichenen Alltag zu führen.
  • Selbstreflexion und Selbstkenntnis: Selbsthypnose ermöglicht es dir, dich selbst auf einer tieferen Ebene zu verstehen und zu erkunden.
  • Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit: Sie kann dir helfen, deine innere Stärke zu entwickeln und dein seelisches Wohlbefinden zu fördern.
  • Umgang mit Schmerzen: Hypnose kann effektiv sein, um einen anderen Zugang zu Schmerzwahrnehmungen zu finden und diese besser zu managen.
  • Problemlösung: Sie bietet eine Möglichkeit, sich mit spezifischen Problemen auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden.

Diese Punkte zeigen, dass Selbsthypnose ein vielseitiges Werkzeug sein kann, das dir hilft, deine Lebensqualität auf vielfältige Weise zu verbessern.

 

Ist Hypnose gefährlich? Wer sollte keine Selbsthypnose machen?

Obwohl Hypnose viele positive Effekte haben kann, wie das Freisetzen innerer Ressourcen und die Unterstützung von Heilungsprozessen, birgt sie auch Risiken, insbesondere wenn sie unachtsam angewendet wird.

Es gibt bestimmte Umstände und Bedingungen, bei denen Hypnose mit Vorsicht anzuwenden ist, sie an ihre Grenzen stößt oder sogar kontraproduktiv sein kann. Dazu gehören:

  • Hirnorganische Störungen: Personen mit solchen Erkrankungen sollten von Hypnose absehen.
  • Mangel an Konzentration und Kooperation: Dies trifft oft auf sehr junge Kinder zu, deren kognitive Fähigkeiten noch nicht ausreichend entwickelt sind.
  • Psychotische Zustände: Bei Personen mit psychotischen Symptomen kann Hypnose unvorhersehbare Reaktionen hervorrufen.
  • Traumatische Erfahrungen: Nach traumatischen Ereignissen wie Gewaltakten oder Unfällen kann Hypnose unterdrückte Gefühle freisetzen. In solchen Fällen ist es ratsam, Selbsthypnose unter fachkundiger

Anleitung und möglicherweise mit ärztlicher oder psychotherapeutischer Unterstützung zu praktizieren.
Es ist wichtig, dass Hypnose verantwortungsbewusst und nach sorgfältiger Abwägung der individuellen Situation angewendet wird. In Zweifelsfällen sollte immer ein Fachmann konsultiert werden.

 

Was bringt es dir Selbsthypnose zu machen?

Welche Wirkung hat Hypnose? Wie und wobei kann dir Hypnose helfen?

Die vielfältigen Wirkungen von Hypnose erstrecken sich über psychische, physische und vegetative Bereiche. Hier sind einige der Schlüsselaspekte:

  • Psychische Ebene: Hypnose kann zu Gelassenheit und emotionaler Distanzierung beitragen, etwa bei der Bewältigung von Ängsten. Sie kann auch das Selbstwertgefühl stärken und Verhaltensänderungen bewirken. Sowohl bewusste als auch unbewusste mentale Prozesse können durch Hypnose beeinflusst und verbessert werden.
  • Körperliche Ebene: Durch Hypnose lässt sich gezielte Muskelentspannung erreichen. Auch unwillkürliche Bewegungen, wie automatisches Schreiben oder Fingerheben, können ausgelöst und therapeutisch genutzt werden.
  • Vegetatives System: Hypnose kann das Immunsystem und andere innere Körperfunktionen positiv beeinflussen.

Das breite Wirkungsspektrum der Hypnose macht sie zu einem nützlichen Werkzeug in verschiedenen Bereichen, einschließlich Leistungssport, Gewichtsreduktion und Raucherentwöhnung.

Sie hilft beim Entspannen und Einschlafen und kann sowohl in der Traumabewältigung als auch in der Schmerztherapie eingesetzt werden.

Hypnose adressiert auch psychosomatische Aspekte, beispielsweise bei Schmerzzuständen, die oft mit emotionalen Faktoren verknüpft sind.

In therapeutischen Kontexten bietet Hypnose aufgrund ihrer ganzheitlichen Wirkweise Unterstützung bei einer Vielzahl von Beschwerden.

Zusätzlich kann Hypnose in der Schwangerschaft und während der Geburt von Nutzen sein, um Entspannung zu fördern und einen positiven, schmerzarmen Geburtsprozess zu unterstützen. Eine empathische Methode mit Selbsthypnose hat z.B. Kristin Graf mit ihrer friedlichen Geburt entwickelt.

 

Was ist Bewusstsein? Was ist Unbewusstsein?

Die Rolle unseres Bewusstseins im Vergleich zum Unbewusstsein ist überraschend gering. Zwar mag es uns so vorkommen, als hätten wir die volle Kontrolle über unser Leben, doch tatsächlich spielt sich der Großteil unseres Erlebens im Unbewussten ab.

Viele unserer alltäglichen Handlungen – wie Atmen, Gehen, Stehen, Autofahren – werden automatisch und ohne bewusste Anstrengung ausgeführt. Diese unbewussten Automatismen sind essenziell, damit unser Alltag reibungslos abläuft.

Um das Verhältnis von Bewusstem zu Unbewusstem zu veranschaulichen: Stellt man sich das Unbewusste als ein großes Glas Wasser vor, so ist das Bewusstsein lediglich ein kleiner Tropfen davon.

Unser Gehirn ist nicht in der Lage, alle täglichen Informationen bewusst zu verarbeiten, da es sonst überfordert wäre. Stattdessen nehmen wir Wahrnehmungen über unsere Sinnesorgane auf und verarbeiten sie größtenteils unbewusst. Informationen werden mit früheren Erfahrungen abgeglichen und eingeordnet. Nur das für uns Relevante gelangt in unser Bewusstsein, wo wir es wahrnehmen und darauf reagieren können.

Bewusstsein erfordert viel Energie, da bei jeder aktiven Auseinandersetzung mit der Außenwelt neue neuronale Netzwerke im Gehirn gebildet werden müssen. Die Hauptaufgabe des Bewusstseins liegt in der Kommunikation mit unserer Außenwelt, also unserer Umgebung.

Trotz intensiver Forschung sind das Gehirn sowie das Zusammenspiel von Bewusstsein und Unbewusstsein noch immer weitgehend ein Mysterium.

In einem hypnotischen Zustand erhalten wir jedoch Zugang zu diesem unbewussten Bereich unseres Geistes und können dort gezielt Veränderungen herbeiführen, beispielsweise zur Stärkung unserer Psyche. Hypnose bietet somit einen einzigartigen Weg, um auf tieferliegende Aspekte unseres Selbst Einfluss zu nehmen. In meinem Onlinekurs zur inneren Stärke findest du viele Hypnosen, die dich auf unterschiedlichste Weise zu mehr Selbstbewusstsein und innerem Gleichgewicht verhelfen.

 

Fazit

Ein hypnotischer Zustand ist ein einzigartiger Zustand der entspannten Wachsamkeit, in dem unser bewusster Verstand in den Hintergrund tritt und uns der Zugang zu unserem Unterbewusstsein geöffnet wird. Dies ist ein Zustand, den wir alle kennen, beispielsweise in den Momenten tiefster Entspannung kurz vor dem Einschlafen.

In Hypnose bleiben wir beweglich, ansprechbar und haben die volle Kontrolle, den Zustand jederzeit zu beenden. Während wir in Hypnose sind, erleben wir Gedanken und Gefühle, die uns zu neuen Erkenntnissen führen und positive Veränderungen in unserem Leben bewirken können.

Hypnose kann in verschiedenen Bereichen hilfreich sein, unter anderem bei:

  • Entspannung und Einschlafen.
  • Leistungssteigerung im Sport.
  • Unterstützung bei Gewichtsreduktion und Raucherentwöhnung.
  • Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit und beim Umgang mit Ängsten.
  • Bewältigung von Traumata, wie nach Gewalttaten oder Unfällen.
  • Linderung von Schmerzen und Migräne.
  • Behandlung psychosomatischer Beschwerden.
  • Unterstützung während der Schwangerschaft und bei der Geburt.

In der klassischen Hypnose leitet ein Hypnotiseur den Klienten in die Trance, während du in der Selbsthypnose selbst diese Rolle übernimmst und lernst, dich eigenständig in Trance zu versetzen.

Bei der geführten Hypnose verwendet der Hypnotiseur spezifische Sprachmuster und Tonlagen, die den Trancezustand erleichtern, und setzt dabei auf positiv konnotierte Worte und Formulierungen.

Abschließend lässt sich festhalten, dass Hypnose – sei es durch einen Fachmann oder als Selbsthypnose praktiziert – ein vielseitiges und mächtiges Werkzeug ist, das uns ermöglicht, tiefe Entspannung zu erleben, persönliche Herausforderungen zu überwinden und unser volles Potenzial zu entfalten.

Sie öffnet die Tür zu unserem Unterbewusstsein, schenkt uns wertvolle Einblicke und ermöglicht uns, unser Leben mit größerer Klarheit und Gelassenheit zu gestalten.

Über die Autorin

Über die Autorin

Dr. Verena Gruber ist Ärztin, Psychotherapeutin, Akupunkteurin und Yogalehrerin. In ihrer jahrelangen Arbeit hat sie ihre eigene Methode STARK IN MIR zur Stärkung der Psyche entwickelt. Sie vereint dabei ihr Wissen aus der Schulmedizin, Psychologie und fernöstlichen Medizin.

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